Impuls

"Impuls" für den Monat Juni

Pfingstregen

Die Pfingstrosen knospen,
der Regen fällt,
es ist ziemlich grau heut
in meiner Welt.

Ach, Heiliger Geist,
lass mich nicht hängen,
befrei mich aus
des Trübsinns Fängen!

Verwandle du
meiner Seele Regen
in freudestrahlenden
Lebenssegen!

Schenke mir Kraft
und in deiner Güte
öffne die Knospen
der Wunderblüte!

 

Nehme die Schmerzen
und all mein Mühen
und lass meine
Hoffnungszukunft erblühen!

Anna Tomczyk,
in: Die schönste Zeit ist heut,
Eschbach 2017

 

 

"Impuls" für den Monat Mai

Der Mai

Im Galarock des heiteren Verschwenders,

ein Blumenzepter in der schmalen Hand,

fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,

aus seiner Kutsche grüßend, über Land.

 

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.

Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.

Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.

Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

 

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.

Die Birken machen einen grünen Knicks.

Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,

das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

 

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.

Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.

Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.

O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

 

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.

Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.

Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.

Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

 

Er nickt uns zu und ruft: "Ich komm ja wieder!"

Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.

Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.

Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.


Erich Kästner, in: Die 13 Monate, Zürich 1986

Impuls für den Monat April

»Wie Radar den Nebel durchdringt, so hilft der Glaube die Dinge auf eine Entfernung zu erkennen, die für das Auge längst zu groß ist.« (Quelle unbekannt)

 

Kirchenpfad

Der Weg führt zur Kirche. Die Kirche überragt die Häuser des Dorfes. Sie ist der Mittelpunkt. Die Kirche öffnet die Menschen, die dort leben, zum Himmel hin. Sie zeigt ihnen, dass Gott mitten unter ihnen wohnt.

Und sie verheißt, dass Gottes Segen über allem steht, was wir in die Hand nehmen, dass Gott das Werk unserer Hände segnet und dass Gottes Segen über allem steht, was wir in die Hand nehmen, dass Gott das Werk unserer Hände segnet und dass Gottes Segen uns auf all unseren Wegen begleitet und einhüllt wie ein schützender Mantel.

Der Weg führt uns in die Kirche, wenn wir unser eigenes Leben nicht mehr verstehen, wenn uns Sorgen plagen, wenn sich in unsere Beziehungen Schwierigkeiten eingeschlichen haben. Dann fühlen wir uns in der Kirche verstanden, geborgen. Wir schöpfen wieder Kraft, um unseren Alltag auf neue Weise zu bewältigen.

Anselm Grün, vom Geheimnis des Weges, Münsterschwarzach 2017, S. 69

Impuls für den Monat März

Impuls der Seelsorge zum Krieg in der Ukraine

Gestern Morgen sind wir in einer neuen Welt aufgewacht – oder besser gesagt in einer Welt, von der wir dachten, sie käme so nicht mehr wieder.

Ein Machthaber verschiebt willkürlich Grenzen. Er überfällt ein anderes Land. Und gerechtfertigt wird dieser Schritt, indem die Wahrheit verdreht wird, ja mehr noch, durch die Verbreitung offensichtlicher Lügen.

Verkehrte Welt – wie oft haben wir diesen Begriff bemüht, nie passte er so sehr wie heute. Eine Welt, die dem Drang nach Macht alles andere unterordnet, die massenhaftes Sterben einplant und für die Überlebenden den Rückschritt in Armut und unwürdige Lebens-verhältnisse. Wir erleben eine große Regression – eine Entzivilisierung. Verkehrte Welt.

Von Fontane stammt das Wort:
„Die Not lehrt beten, aber sie lehrt auch denken.“

Die Not reißt den Menschen unbarmherzig heraus aus einer möglichen Sattheit. Sie rüttelt wach denjenigen, der dabei war, sich in der Welt gemütlich einzurichten und dabei den Blick auf das Große und Ganze, auf die Frage nach einem Sinn des Lebens und damit auch den Blick auf den Mitmenschen zu verlieren. Man könnte darum auch sagen: Not lehrt Solidarität.

Not lehrt Solidarität und ja, gerade die drücken wir auch aus, wenn wir beten. Wer betet, glaubt an einen größeren Zusammenhang und will nicht wahrhaben, dass die Willkür unverantwortlicher Machthaber das letzte Wort hat. Wer betet, hat den Drang, einen Beitrag zu leisten. Er gibt seiner Solidarität, seinem Mitfühlen Ausdruck.
Martin Korden, Morgenandacht im DLF am 25.02.2022 (gekürzt)

 

Zwei Gebete für den Frieden 
und die Verantwortung in der Welt

 

Gebet der Vereinten Nationen

HERR,

unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.

Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen Mensch tragen. Amen.

 

Gebet im Geist des Hl. Franziskus

HERR,

mach mich zu einem Werkzeug
deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Amen. 
(Frankreich, 1912)

Impuls für den Monat Februar

Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen!

In einem Berliner Schreibwarenladen fand ich eine Karte, die es inzwischen in unzähligen grafischen Variationen gibt:

„Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen!“

Hinfallen, aufstehen, weitergehen. Diese drei Wörter sind alltagstauglich verwertbar, moralisch brauchbar und pädagogisch sinnvoll. Aber das „Krone richten“?

Für mich ist „Krone richten“ eine radikal menschengerechte und seelenstärkende Ermutigung: Was auch immer dich zu Boden gehen lässt - Du trägst auch im Scheitern eine Krone. Du bist kein Hinfaller, keine Versagerin, kein ungeschicktes Trampel, das über die eigenen Füße stolpert und über das kleinste Hindernis ins Straucheln gerät. Du bist königlich.

Trage den Kopf hoch, aber nicht die Nase. Schau dem Leben, nach dem Unglück, wieder mutig in die Augen, auch mit deinen Blessuren. Denn du bist nicht dafür geschaffen, am Boden kleben zu bleiben.

In meiner Seele nehme ich eine Stimme wahr, die von aus ferner Zeit zu mir spricht. Da war ein Mensch, der die Erniedrigung aus eigener Erfahrung kannte, und aus der von Menschen, die seinen Lebensweg kreuzten.

Ich lese diese Geschichten, die von Generation zu Generation durch die Jahrtausende weitergegeben wurden als kostbares, verstörendes, leicht zu überhörendes, aber unzerstörbares Erbe. Sonntag für Sonntag höre ich dieser Stimme zu.

„Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen!“

Das ist die moderne Version der Rede des Jesus von Nazareth und seiner Jüngerinnen und Jünger seit 2000 Jahren. Das Evangelium vom Fallen und Aufstehen, vom Scheitern und vom unzerstörbaren Leben – und der Text dieser Karte aus dem Berliner Schreibwarenladen. Sie sind beide eingeschrieben in mein Lebensbuch. Ich möchte sie nicht mehr missen.

 

Sr. Aurelia Spendel OP, Morgenandacht im Deutschlandfunk (gekürzt), 11.01.2022

Impuls für den Monat Januar

Segen über die Zeit

Die Zeit ist zu langsam für alle, die warten,
zu rasch für jene, die sich fürchten,
zu lang für solche, die traurig sind,
zu kurz für die, die sich freuen.
Für alle, die lieben, gibt es keine Zeit.

Segne mit Deiner Dir eigenen Genauigkeit
jene Menschen, die uns helfen, zu planen und rechtzeitig fertig zu werden,
die uns helfen, Termine und Vereinbarungen einzuhalten.

Lass alle, deren Zeit zur Ewigkeit geworden ist,
teilhaben an Deinem Licht und Deinem Frieden.

Segne unsere Uhren,
damit wir das Wunder einer jeden Sekunde erfahren.
Sie helfen uns, nichts Wichtiges zu versäumen.

Segne unsere Kalender und Terminplaner,
sie ordnen unsere Wochen und Monate,
unsere Ferien, unsere Feste und unser Fasten,
alle unsere besonderen Gedenk- und Erinnerungstage.

Lass die Kalender uns dienen
und unser Haus und unser Leben schmücken.
Sie mögen uns erinnern an die Geburtstage und Namenstage,
an die Hochzeitstage und Jubiläen,
an die Todestage und andere besondere Tage.

Herr, segne auch dieses neue Jahr,
jeden seiner Tage und jede seiner Nächte.
Schenke uns deinen Segen, damit wir leben können.
Schenke uns immer wieder den Wechsel von Sonne und Mond,
den Wechsel der Jahreszeiten
und Gesundheit an Leib und Seele.

Gewähre uns 2022
Ein Jahr der Liebe und des Friedens –
Dein Geschenk an uns.                                                             

nach Raymond Moncher

Impuls für den Monat Dezember

Wo bist du,
Gott,
du großer Stern?

Wo bist du, Gott, du großer Stern,
den die Gebete nennen?
Du warst doch nah und bist so fern
und lässt dich nicht erkennen.

Die Augen nehmen dich nicht wahr,
wir gehen wie die Blinden
und suchen, wo dein Bild einst war,
und könne dich nicht finden.

Wir hören deine Stimme nicht,
im Lärmen der Motoren.
Lass leuchten, Herr, dein Angesicht,
sonst gehen wir verloren.

Der Himmel über uns ist leer
und nirgends Engelheere.
Wo nehmen wir den Frieden her?
Wir haben nur Gewehre.

Weiß einer noch, wo Hirten sind,
die wachen bei den Herden?
Zeig uns den Stall, zeig uns das Kind,
dass wir gerettet werden.

Lothar Zenetti
in: ders., Die wunderbare Zeitvermehrung, Trier 2019

Impuls für den Monat November

Vertrauen

Trifft uns ein schwerer Verlust,
kann man nicht einfach sagen:
Es wird schon wieder werden,
das Leben geht weiter.
So gut das gemeint sein mag,
ein Trost ist das nicht.
Dafür ist der Verlust zu schwer.

Trösten heißt nicht verharmlosen,
sondern unaufdringlich nahe sein,
mitfühlen, mitleiden, mithoffen.
Wer tröstet, gibt wortlos zu verstehen:
Ich bin dir nahe, du bist nicht allein.

Menschen, die einander vertrauen,
vermögen einander zu trösten.
Vertrauen ist die Wurzel allen Trostes.
Am tiefsten reicht das Vertrauen auf Gott.
Er ist der Gott allen Trostes.
Wie eine Mutter ihr Kind tröstet,
so vermag er uns in allem zu trösten.

Phil Bosmans

Impuls für den Monat Oktober

Nimm und lies!

Augustinus hörte einst
- unmittelbar vor seiner Bekehrung -
Eine Stimme,
Die ihm zurief,
Die Heilige Schrift zu nehmen und zu lesen.
"Nimm und lies!"
Nicht zu lesen, um Informationen zu erwerben,
Sondern um den Sinn des Lebens zu finden.
 
Jedes Lesen, jedes Erfassen von Sinn,
und sei es der Sinn einer ganz einfachen Geschichte,
kann auf dieses tiefere Lesen verweisen:
das Sammeln jenes Sinnes,
der unser Leben trägt und in dem wir gesammelt,
auf-gelesen werden.
 
Holger Zaborowski, in: Christ in der Gegenwart 2013; Nr. 3

Impuls für den Monat September

"Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um die Kraft für den Alltag. Lass mich immer wieder herausfinden aus dem täglichen Trott, aus dem ermüdenden Einerlei und Vielerlei, aus Angst und Langeweile. Zu mir selbst möchte ich finden.
Hilf mir dazu!

Bewahre mich vor der kindischen Angst, ich könnte das Leben versäumen und "leben", ohne das Leben zu erleben. - Es kommt ja nicht darauf an, dass ich erfolgreich, sondern dass ich gesegnet bin.

Gib mir nicht, was ich wünsche, sondern was ich brauche. Das weißt Du allein. Lass mich erkennen, dass Träume nicht weiterhelfen, weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft.

Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen.

Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, wodurch wir wachsen und reifen, um unser Leben zu meistern. (…)

Gib, dass ich warten kann. Ich möchte dich immer aussprechen lassen. Das Wichtigste im Leben sagt man nicht sich selbst, es wird einem gesagt.

Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen. Gib, dass ich diesem schönsten, schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschäft des Lebens gewachsen bin. Ich möchte trösten, aber bewahre mich vor der Gefahr, dass ich andere nur vertröste. - Ich möchte das nötige Stehvermögen haben, um Haltlosen Kraft zu bieten.

Herr, gib mir die Kraft, die Kunst der kleinen Schritte für heute zu lernen.“

aus:  Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste, Düsseldorf 2009

Impuls für den Monat August

Wussten Sie schon?

Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gesund machen kann?

Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen
gesund machen, krank machen, tot und lebendig machen kann?

Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen
gut machen, böse machen, traurig und froh machen kann?

Wussten Sie schon,
dass das Wegbleiben eines Menschen
sterben lassen kann,
dass das Kommen eines Menschen
wieder leben lässt?

Wussten Sie schon,
dass die Stimme eines Menschen
einen anderen Menschen
wieder aufhorchen lässt,
der für alles taub war?

Wussten Sie schon,
dass das Wort, das Tun eines Menschen
wieder sehend machen kann,
einen, der blind war,
der nichts mehr sah,
der keinen Sinn mehr sah in dieser Welt?

Wussten Sie schon,
dass das Zeithaben für einen Menschen
mehr ist als Geld, mehr als Medikamente,
unter Umständen mehr als
eine geniale Operation?

Wussten Sie schon,
dass das Anhören eines Menschen
Wunder wirkt, dass das Wohlwollen Zinsen trägt,
dass ein Vorschuss an Vertrauen
hundertfach auf uns zurückkommt?

Wussten Sie schon, dass Tun mehr ist als Reden?
Wussten Sie das alles schon?

Wilhelm Willms (1930 – 2002); aus: ders, Der geerdete Himmel, Kevelaer 1974

Impuls für den Monat Juli

Regenbogen - Hoffnungszeichen

Dass man sich um einen Regenbogen streiten kann, konnte ich mir bisher kaum vorstellen.

Aber doch ist es vor wenigen Wochen zu einem Eklat über dieses Symbol gekommen. Beim EM-Spiel der deutschen Mannschaft gegen Portugal trug der deutsche Torwart Manuel Neuer als Kapitän eine Armbinde in Regenbogenfarben. Als persönliches Zeichen für mehr Toleranz. Der Fußballverband UEFA kündigte ein Verfahren gegen ihn an. Er drohte mit Strafe, weil ein Spieler ein Zeichen gegen Diskriminierung setzte.

Daraufhin kündigte die Stadt München an, beim Spiel der Deutschen gegen Ungarn die Allianzarena in Regenbogenfarben zu beleuchten. Der Fußballverband verbot die Aktion; es hieß, man müsse weltanschauliche und politische Neutralität wahren. Was ist am Regenbogen so gefährlich und politisch?

Viele Menschen verstehen ihn als Zeichen für Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung. Dazu gehört auch die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Und das hätte man als Zeichen des Protestes gegen Diskriminierung von Minderheiten in Ungarn unter Viktor Orban verstehen können.

Doch der Regenbogen steht nicht für Provokation, sondern für einen Bund. In den Diskussionen wird der biblische Ursprung des Symbols gern übersehen. Es geht auf die Geschichte von der Arche Noah zurück. Gott straft die Menschen für ihre Bosheit mit einer Sintflut (Buch Genesis, Kap. 6-9). Noah findet Gnade, baut die Arche und kann sich retten. Und Gott ändert seine Haltung: Nie wieder will er die Erde verfluchen. Der Regenbogen steht für diesen Neuen Bund. Wörtlich heißt es: „Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde.“ (Gen 9,14)

Dieser Text ist der Kern für das Symbol des Regenbogens: Zeichen der Verbindung von Himmel und Erde. Ausdruck für Neuanfang, für eine Zukunft in Frieden, für Toleranz und eine Welt, in der die verschiedenen Lebensformen und Lebenseinstellungen nebeneinander und miteinander existieren können.

Der UEFA scheint es weniger um Völkerverbindung und Menschenrechte, sondern hauptsächlich um Geschäfte zu gehen, wenn sie den Protest von Autokraten fürchtet, aber ein Votum für Toleranz verbietet.

Das Spiel gegen Ungarn endete als glanzloses Unentschieden. Eine Zitterpartie mit sintflutartigem Regen – aber auf den Tribünen waren viele tausende Regenbögen zu sehen, auf Fähnchen oder als Mundschutz.

Die Toleranz mit dem Regenbogensymbol hat viele Fürsprecher und sie darf sich auf ihren biblischen Ursprung besinnen. Sie steht den Christen gut zu Gesicht. Friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Neigung und Einstellung hat eine Chance.

Vgl. Matthias Viertel, Morgenandacht im DLF vom 24.06.2021


In einem Liedtext eines ostdeutschen Christen aus dem deutschen Wendejahr 1989 heißt es:

  1. Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist,
    weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt.
    Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand,
    sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.
  1. Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit!
    Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid.
    Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht,
    der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.
  1. Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
    Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
    Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
    Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit!

Text: Klaus Peter Hertzsch, 1989